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seliger-online 11.9.2023

Veröffentlicht am 14.09.2023 in Allgemein

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Was braucht Bayern, was braucht es nicht?

 

Gespräch zu den anstehenden Landtagswahlen mit Dr. Nasser Ahmed, stellv. Generalsekretär der Bayern SPD

 

Wie kann heute sozialdemokratische Politik aussehen? Wie kann es gelingen, landespolitische Themen zu besetzen, wenn in Deutschland und in der Welt gerade so rasante Entwicklungen geschehen und wir alle vor große Herausforderungen gestellt sind? Christa Naaß, Stellvertreterin des Bezirkstagspräsidenten beim Bezirk Mittelfranken und Bundesvorsitzende der Seliger-Gemeinde stellte diese Fragen im online-Format „seliger-online“ am 11. September 2023 dem stellvertretenden Generalsekretär der BayernSPD, Dr. Nasser Ahmed, der sich live aus Hamburg zugeschaltet hatte. In der anschließenden „Abendschule“ zu den Grundlagen der Geschichte der sudetendeutschen Sozialdemokratie sprach Dr. Thomas Oellermann zum Thema „Die Politik der sudeten-deutschen Sozialdemokratie in Städten und Regionen“.

 

„Bayern ist für die Sudetendeutschen von großer Bedeutung. Für einen Großteil der Vertriebenen wurde der Freistaat zu einer neuen Heimat. Und auch für die sudetendeutschen Sozialdemokraten boten sich hier neue politische Spielräume. Viele von ihnen begannen, für die bayerische SPD Politik zu machen“, so Christa Naaß in ihrer Einführung. Am einflussreichsten war Volkmar Gabert, an den die Seliger-Gemeinde in diesem Jahr erinnert, denn er wurde vor 100 Jahren bei Teplitz geboren und verstarb vor 20 Jahren nach einer langen und erfolgreichen politischen Karriere, in der er die BayernSPD zu ihren, bis heute besten Wahlergebnissen führte. Nasser Ahmed hielt im Februar eine eindrucksvolle Rede anlässlich der Gedenkfeier zum 20. Todestag von Volkmar Gabert an dessen Grab in Unterhaching.

 

„Sehnsuchtsort Deutschland“

 

Nasser Ahmed ist Sohn eritreischer Bürgerkriegsflüchtlinge. Der 34-Jährige wurde in Nürnberg geboren, ist Lokalpatriot und damit selbstverständlich Club-Fan, wie er selber sagt.  Ahmed erzählte die Geschichte seiner Eltern, die Ende der 1970er Jahre vor dem Krieg aus Eritrea nach Deutschland flohen und ihrem Sohn vermittelten, dass es nicht zuletzt die Folgen sozialdemokratischer Politik waren, die dem Vater vom Hilfsarbeiter über den 2. Bildungsweg den gesellschaftlichen Aufstieg ermöglichte und seinen Kindern eine faire Chance bot. Der „Sehnsuchtsort Deutschland“ hat sich ihm bis heute tief eingebrannt. Das SPD-Thema „Aufstieg durch Bildung“ beschäftigt ihn und er appelliert an die Genossinnen und Genossen: „Lasst uns wieder Hoffnungsträger sein!“

 

Auch Ahmed konnte als „Flüchtlingskind“ seinen Weg machen. Er studierte und promovierte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg im Bereich der Politikwissenschaften. Er hatte Lehraufträge am Lehrstuhl für Politische Philosophie, Theorie und Ideengeschichte inne. Nasser arbeitet seit Beendigung seiner Doktorarbeit als Referent beim Stromnetzbetreiber Tennet. Hier sieht er sich beim Trassenbau häufig mit Kritik der Anwohner konfrontiert. Zu Ahmeds Aufgaben bei Tennet gehört es auch, den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern zu organisieren – und man glaubt ihm gerne, dass er das auch schafft.

Gebürtiger Nürnberger mit eritreischen Wurzeln

Im Jahr 2014 wurde er das erste Mal in den Nürnberger Stadtrat gewählt. Zudem ist er seit 2015 stellvertretender Vorsitzender der Nürnberger SPD und seit 2021 deren Vorsitzender. Seine wenige Freizeit genießt er beim Rennradfahren. In der Nürnberger SPD ist Nasser Ahmed ein Hoffnungsträger, als neuer Vize-Generalsekretär der Bayern-SPD organisiert er den aktuellen Landtagswahlkampf: Wie schafft man mehr bezahlbaren Wohnraum? Wie ist der Fachkräftemangel in der Industrie zu überwinden? Und nicht zuletzt: Wie kann eine bezahlbare und sichere Energieversorgung hergestellt werden? Themenfelder in denen Ahmed sich zuhause fühlt, so der Eindruck der Zuhörer.

 

Aktuell liegen die bayerischen Sozialdemokraten in den Umfragen bei immer noch unter Prozent. Doch von solchen Zahlen will sich Nasser Ahmed nicht entmutigen lassen. Er erinnert an die letzten Bundestagswahlen, aus denen die SPD am Ende dann doch als stärkste Kraft hervorging. So hofft er für die BayernSPD und deren Spitzenkandidaten Florian von Brunn am 8. Oktober auf ein Ergebnis von "15 plus X". Klar sei, so der stellvertretende Generalsekretär, die SPD müsse sich neu aufstellen, „denn wir haben eine neue Zeit. Wir müssen neue, junge Zielgruppen für unsere Ideen begeistern“. Um wieder Wahlerfolge feiern zu können, müsse sich die SPD klar von anderen Parteien abgrenzen, so Ahmed. Es gelte, die soziale Krise zu lösen. Die Polarisierung der Gesellschaft spalte sie in Kosmopoliten, die den Wandel als Chance sehen und Menschen, die sich zurückziehen auf konservative Werte wie Heimat und Familie und hier nach Inhalten suchten. Das Regierungsprogramm der BayernSPD stelle ein Leben in Würde und eine gute Zukunft für jeden Einzelnen in den Mittelpunkt.

Klare Kante gegen Rechts

Dass ihm die Integrationspolitik und das Engagement gegen Rechtsextremismus wichtig sind, liegt ohnehin auf der Hand. "Es muss für jeden Politiker - egal welcher demokratischen Partei - das größte Anliegen sein, sich für eine abwehrbereite Demokratie einzusetzen und das muss heißen: klare Kante gegen Rechts", eine Position, die auch innerhalb der Seliger-Gemeinde allgemeiner Konsens ist. Daher appellierte Ahmed an alle Zuhörer: „Es reicht nicht, kein Rassist zu sein. Wir müssen im Alltag aktiv gegen Alltagsrassismus aufstehen. Macht alle mit!" Ahmed möchte alle Zweifler, die kein geschlossen rechtes Weltbild verinnerlicht haben, eine Chance gebe. „Wir müssen diese Menschen für die Demokratie wiedergewinnen. Im Gegensatz zur Union sind für uns alle Menschen, die am Morgen aufstehen und in die Arbeit gehen, die echten Leistungsträger“ – Respekt sei schon das Erfolgsrezept der SPD-Kanzlerkandidatur gewesen!

Die Diskussion prägte die Causa „Aiwanger“ und schlechte Verkehrspolitik der CSU, vor allem die miserable Zugverbindungen ins Ausland, allen voran nach Prag.

 

Diese seliger-online-Veranstaltung wird als Video auf unserem YOUTUBE-Kanal zur Verfügung gestellt. Auch die anschließende Abendschule mit Dr. Thomas Oellermann zum Thema „Die Politik der sudeten-deutschen Sozialdemokratie in Städten und Regionen“ kann jederzeit als Podcast nachgehört werden.

 

Die Veranstaltung fand mit großzügiger Unterstützung des Bundesministeriums des Innern und für Heimat aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages statt.

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