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Zum 110. Geburtstag von Willy Brandt

Veröffentlicht am 18.12.2023 in Allgemein

Willy Brandt ist zu seinem 110. Geburtstag auch in Tschechien von Interesse, wie der aktuelle Beitrag in Listy, dem zweimonatlich erscheinenden Magazin für Kultur und Dialog beweist. Brandt war Bundeskanzler und hat vor allem die bundesdeutsche Politik zu Ostmitteleuropa neugestaltet. Und wenn es jetzt im Zuge des Krieges in der Ukraine auch darum geht, die Beziehungen in Europa neu zu denken, lohnt es sich bestimmt, auf Brandt zu schauen. Und es wäre sicherlich auch nicht korrekt, das Ganze ohne die sudetendeutsche Sozialdemokratie zu denken, also die Seliger-Gemeinde, die auch für Listy einer der erste Ansprechpartner war. 

 

 

Willy Brandt und Wenzel Jaksch

 

Die beiden SPD-Politiker in Westdeutschland gehörten verschiedenen Generationen an. Gut 17 Jahre trennte die beiden und doch hatten sie ein gemeinsames Schicksal in der Emigration, obwohl sie aus verschiedenen Ländern und in verschiedene Länder emigriert waren. Der eine aus Deutschland, der andere, geboren und geprägt noch in der Habsburger Monarchie, aus der Tschechoslowakei. Der eine nach Norwegen und Schweden, der andere nach England. Im Nachkriegs-Westdeutschland stiegen beide zu führenden bundesdeutschen SPD-Politikern auf. Und beide trieb die brachliegenden Beziehungen zu den mittel- und osteuropäischen Nachbarn und die Gestaltung einer gesamteuropäischen Friedensordnung an, wie man den ausgewählten Texten entnehmen kann.

 

Willy Brandt trat bereits 1961 als Kanzlerkandidat der SPD an und berief, in Anlehnung an die britische Tradition, ein Schattenkabinett, indem Wenzel Jaksch Minister für die Vertriebenen werden sollte. Zu diesem Zeitpunkt war Jaksch Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen, aus dessen Funktion er 1964 als erster SPD-Politiker zum Präsidenten gewählt wurde, und hatte wichtige Funktionen in der Sudetendeutschen Landsmannschaft inne. Seine Aufforderung in einer Ansprache im Rundfunk des WDR – da er Bundestagskandidat auf der nordrhein-westfälischen Landesliste war - bei der Bundestagswahl 1961 für die SPD zu stimmen, enthält viele Bemerkungen über seine erhoffte kommende politische Aufgabe und seine Sicht auf Willy Brandt.

 

Der Aufsatz, den Brandt im Sudeten-Jahrbuch der Seliger-Gemeinde von 1966 veröffentlichte, zeigte ihn als Kenner der sudetendeutschen Problematik im europäischen Kontext und ließ ihn die Beschlüsse der SPD zur Frage der Vertriebenen, die ja maßgeblich noch von Jaksch geprägt waren, bekräftigen.

 

In Brandts Trauerrede auf Wenzel Jaksch, die immer wieder in Ausschnitten oder vollständig im Umkreis der Sudetendeutschen Verwendung fand, zuletzt noch 1990 als Vorwort für die Neuauflage von „Europas Weg nach Potsdam“ aus dem Jahre 1958, kommt die ganze Hochachtung vor der Lebensleistung Jakschs zum Ausdruck. Sie wurde aber immer in der gedruckten Fassung verwendet. Gesprochen wich Brandt an einer entscheidenden Stelle aber vom Redemanuskript ab. Er erinnerte an die Leistung Jakschs für eine konstruktive Ostpolitik – den Jaksch-Bericht 1961, der im Deutschen Bundestag einstimmig verabschiedet wurde – veränderte aber die Formulierung und sprach von Jakschs „Bemühen um eine konstruktive Ostpolitik“. Er hatte als frischgebackene Außenminister der Großen Koalition am 2.12.1966 wohl schon die eigenen Ideen für eine konstruktive Ostpolitik im Kopf und schritt in den kommenden Jahren zu dessen Verwirklichung zur Tat.

 

Die Beiträge Jakschs, die Brandt noch benennt und würdigt, gingen im Bewusstsein der Deutschen, aber darunter auch den deutschen Sozialdemokraten, im Laufe der Jahrzehnte irgendwie verloren. So weit ging das Vergessen, dass selbst Willy Brandt in seinen Erinnerungen 1989, noch vor dem Fall der Mauer veröffentlicht, den streitbaren und älteren Weggenossen gar nicht mehr erwähnt.                                                                      

Ulrich Miksch

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