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Jahresseminar 2021

Veröffentlicht am 21.10.2021 in Allgemein

Filmpremiere: Blau & weiß aus Tradition - 125 Jahre DFC Prag

Dr. Thomas Oellermann präsentierte beim Jahresseminar der Seliger in Bad Alexandersbad den Film "DFC: Die Legende kehrt zurück" als Deutschlandpremiere. Erst zwei Tagen zuvor feierte der deutsch-tschechische Film (80 min) seine Weltpremiere in Prag. Der Deutsche Fußballclub Prag feierte am 28. Mai 2021 seinen 125. Gründungstag. 1896 begann die Erfolgsgeschichte dieses Klubs und anlässlich des Gründungstages entstand eine filmische Dokumentation, die auf ansprechende Art und Weise Geschichte und Gegenwart des Klubs aufarbeitete. Die Filmemacher Ondřej Kavan und Martin Vaško haben in mühevoller Kleinarbeit die Idee von Dr. Thomas Oellermann in einem bemerkenswerten Dokumentarfilm umgesetzt. Der Film beschreibt aber auch die offizielle Auflösung aufgrund des Zweiten Weltkriegs und die Wiedergeburt der einst so berühmten Marke im Jahr 2016 nach 77 Jahren Pause sowie dessen Gegenwart.

Eine Auswahl des DFC Prag aus den 1930er Jahren. Foto: DFC: Die Legende kehrt zurück

 

Der DFC (Deutscher Fußball-Club) Prag war zu Beginn des 20. Jahrhunderts einer der besten in Europa. Das Team konnte sich nicht nur mit den Prager Klubs „Sparta“ und „Slavia“ messen, er besiegte auch europäische Elitemannschaften wie Barcelona, ​​Bayern München oder damals sogar souveräne englische Mannschaften.  

Die Autoren gliederten den Film in acht Kapitel, die die acht Tore des Teams 1900 im Netz des damals neu formierten FC Bayern München symbolisieren und über Herkunft, berühmte Spieler, Wiedergeburt oder die Suche nach einer neuen Heimat diskutieren.

DFC Prag Fußballer von 1904, als der Verein nur acht Jahre existierte. Foto: DFC: Die Legende kehrt zurück

 

Die Gründung

Der DFC Prag wurde am 25. Mai 1896 von deutschnational gesinnten Juden aus der kurz zuvor gegründeten Fußballabteilung des Deutschen Eis- und Ruder-Clubs Regatta Prag gegründet. Zur gleichen Zeit bekämpften sich nationalistisch fanatisierte tschechische und deutsche Studenten auf den Straßen. Im DFC Prag spielten dagegen deutsche, jüdische und tschechische Jungs zusammen Fußball.

„Es gab seinerzeit eine gewisse Begeisterung für diesen relativ neuen Sport. Und im Falle des DFC sind es ursprünglich Ruderer des Prager Klubs Regatta, die sich zusehends für diesen neuen Sport interessieren, der von der britischen Insel auf das europäische Festland herüberschwappt. Diese Ruderer bestreiten bereits 1893 ein Spiel gegen die Mannschaft des Schlosses in Loučen. Das Spiel wird ausgetragen auf der Prager Insel Kaiserwiese. Diese Begegnung war höchstwahrscheinlich auch das allererste Fußballspiel in den Ländern der böhmischen Krone“, so Dr. Thomas Oellermann n einer Filmsequenz.

Obwohl der Verein in Österreich-Ungarn ansässig war, durfte er an der deutschen Fußballmeisterschaft teilnehmen. Diese wurde als Pokal der regionalen Meister ausgetragen. Der DFB hatte damals versucht, mehr Mitglieder zu bekommen. Deshalb erlaubte er deutschen Clubs aus Österreich-Ungarn, dem Verband beizutreten und an Pokalspielen teilzunehmen. Der DFC war einer der Gründungsvereine des DFB. Der Verein durfte jedoch keine Spieler in das deutsche Nationalteam abstellen, da dies an die Staatsangehörigkeit gebunden war.

Bei der ersten deutschen Meisterschaft kam es am 31. Mai 1903 in Altona (heute Hamburg) zum Endspiel zwischen dem VfB Leipzig und dem DFC Prag, das die Sachsen mit 7:2 gewannen und damit erster Deutscher Fußballmeister wurden – obwohl die Prager als klare Favoriten ins Rennen gingen.

Aufgrund der Gründung der FIFA 1904 und des daraus folgenden Prinzips, nur an Meisterschaften des Sitzlandes teilnehmen zu dürfen, konnte der DFC Prag anschließend nicht mehr an der deutschen Meisterschaft teilnehmen und wechselte zum Österreichischen Fußball-Verband.

„Die Fifa – damals zwar noch ein recht junger, aber schon sehr handlungswilliger Verband – beschloss, dass Mannschaften nur noch an den Meisterschaften jener Länder teilnehmen durften, in denen sie ihren Sitz haben. Das bedeutete de facto, dass der DFC eben nicht mehr an der deutschen Meisterschaft teilnehmen durfte, sondern nur noch an der Meisterschaft Österreichs. Bis zum Ersten Weltkrieg hat der DFC folglich in österreichischen Wettbewerben mitgespielt“, erklärte Dr. Thomas Oellermann im Film.

Die erste Meisterschaft in Böhmen wurde 1912/13 organisiert, die der DFC Prag gewann. In der folgenden Saison wurde der Meistertitel von den Pragern verteidigt. In den Jahren 1914 bis 1918 wurde kriegsbedingt keine Meisterschaft ausgetragen. Die Meisterschaft nach dem Krieg konnte der Verein aus der Hauptstadt für sich entscheiden.

„Der Verein hat auch in der Ersten Republik seinen Platz gefunden, weil letztlich einige seiner besten Spieler Länderspiele für die Tschechoslowakei absolviert haben. Ich glaube, dies ist ein ganz wichtiger Punkt. Ich finde, das gibt dem DFC von historischer Warte aus betrachtet eine unglaubliche Kraft. Und zwar infolge der Tatsache, dass Spieler des Deutschen Fußballclubs Prag Länderspiele für die Tschechoslowakei bestritten“, erklärte Thomas Oellermann im Film.

Der Verein blieb dennoch bis in die 1920er Jahre eine der führenden Mannschaften des europäischen Fußballs und gastierte auch immer wieder zu Freundschaftsspielen in Wien und Budapest, um gegen die starken österreichischen und ungarischen Vereine zu spielen. Zur Zeit der Österreich-Ungarischen Doppelmonarchie gehörte der DFC, wie auch die heute bekannten tschechischen Klubs Slavia und Sparta Prag, dem Österreichischen Fußball-Verband an und nahm auch an den (inoffiziellen) österreichischen Meisterschaften teil. Bis zur Ausrufung der 1. Tschechoslowakischen Republik absolvierten die Spieler des DFC Prag – wie auch jene der Stadtrivalen Slavia und Sparta – ihre Länderspiele für die österreichische Nationalmannschaft.

 

Die Auflösung

Nach dem Aufstieg Henleins wurde dem Verein sowie seinen Funktionären und Spielern, trotz ihrer zumeist jüdischen Abstammung nahegelegt, sich der Bewegung Henleins, der nationalsozialistischen Sudetendeutschen Partei, anzuschließen. Als Spieler wie Funktionäre sich weigerten, wurde der DFC unmittelbar nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Prag (März 1939) als „jüdischer Verein“ verboten und löste sich aufgrund des Verbots selbst auf.

Dazu Oellermann im Film: „Im Zuge der großen Unruhen mit fast schon bürgerkriegsähnlichen Ausmaßen, die es im September 1938 im Sudetenland gegeben hat, zieht der DFC seine Mannschaft zurück und stellt den Spielbetrieb ein. Ein abschließendes Spiel fand in Košíře statt – es war dann für viele Jahrzehnte das letzte Spiel des DFC.“

 

Die Neugründung 2016

Auf Anregung der Initiative 1903, die sich in der Tradition des VfB Leipzig sieht, kam es am 13. September 2015 in Prag zu einer Neuauflage des Finales von 1903. Die aus Tschechen und Deutschen zusammengestellte Mannschaft spielte somit das erste Spiel des DFC Prag nach 76 Jahren. Am 9. Juni 2016 haben acht Gründer den Deutschen Fußball-Club Prag auf der Bühne des Prager Hybernia Theater neu aus der Taufe gehoben. Der DFC Prag ist in Prag als Verein registriert. Laut Satzung steht der Verein in der Tradition seines berühmten Vorgängers und fühlt sich dessen Werten gegenüber verpflichtet. Besonderes Anliegen der Gründer ist es, einen Beitrag zum toleranten Miteinander und zur Freundschaft zwischen deutschen und tschechischen Kindern und Jugendlichen zu leisten, die Mitgliedschaft steht aber jedermann offen.

In Zusammenarbeit mit drei deutschen Schulen in Prag konzentrierte sich der Verein zunächst auf den Trainings- und Spielbetrieb für Nachwuchsmannschaften. In den Jahren seit der Neugründung konnte sich der Club dabei gut konsolidieren, und auch die über einjährige Corona-Pandemie hat ihn nicht von seinem Weg abgebracht.

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