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Familien in großer Geschichte

Veröffentlicht am 23.03.2022 in Allgemein

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Online-Workshop „Familien in großer Geschichte“

Sudetendeutsche Sozialdemokratie - Zugänge zur Familiengeschichte

Was haben Annette Gendler aus Chicago, Susanne Achenbach aus Bremen, Andreas Prandstötter aus Pregarten/Oberösterreich, Volker Wichitill aus Dresden, Josef Ullrich aus Frankfurt oder Helmut Grohmann aus Augsburg gemeinsam? Sie alle haben sudetendeutsche, sozialdemokratische Vorfahren und sie alle nahmen am ersten Online-Workshop „Familien in großer Geschichte“ der Seliger-Gemeinde am 22. März 2022 teil.

Der Weg durch Raum und Zeit

Dr. Thomas Oellermann, Historiker und Präsidiumsmitglied der Seliger-Gemeinde, beschäftigt sich seit fast 20 Jahren mit der sudetendeutschen Sozialdemokratie. Er kennt die Quellen und Archive, aber auch die weißen Flecken der traditionsreichen Geschichte. Seit die Seliger-Gemeinde eine größere online-Präsenz hat, kommen immer mehr Anfragen zu Familienstammbäumen und Funktionen in der DSAP, dem ATUS, zu Fluchtgeschichten 1938 oder Repressalien der NS-Herrschaft. „Vor den großen Zusammenhängen dieser Geschichte wird gelegentlich vergessen, wie viel persönliche Geschichte mit diesen historischen Ereignissen verbunden ist“, so Thomas Oellermann, der die Idee zum Online-Workshop „Familiengeschichte“ hatte. „Oft werden wir gefragt, ob wir einen Beitrag zur Geschichte der jeweiligen Familie leisten können. Wir machen das gerne, denn immer wieder erfahren wir auch Details, die wir in unserer Datenbank noch nicht aufgeführt haben“, erklärte der Historiker den Teilnehmern zu Beginn des Workshops.

Sozialdemokratie und Ahnenforschung auf einen Streich

Gerne nutzten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Familiengeschichte kurz vorzustellen und so entwickelte sich schnell eine Art „Familientreffen“, bei dem jeder etwas aus seinem persönlichen Umfeld erzählt, die anderen aber genau wissen worum es geht. Mit Spannung wurden die Erzählungen verfolgt und die Zeit verging im Flug. Schnell wurde aber auch klar, wo es bei der Familienforschung stockte: „Als Kinder hatten wir wenig Interesse an den alten Geschichten, fanden die Großeltern mit ihren Ansichten oft seltsam“, erinnerte sich Susanne Achenbach. Wie die anderen fand sie erst spät den Zugang zur Familiengeschichte und je mehr sie sich damit befasste, um so mehr Fragen tauchten auf. So ging es auch Josef Ullrich, der erst jetzt mit 84 Jahren eine Lücke in der Familiengeschichte füllen konnte. Immer wieder stockte seine Erzählung bei den Umständen der Vertreibung, die erst 1948 und unter ihm nicht erklärbaren Vorzeichen erfolgte. Über die Seliger-Gemeinde und den Kontakt zur Ehrenvorsitzenden Olga Sippl brachte eine Klärung: Josef Ullrich und seine Familie würden im Rahmen der Ullmann-Transporte für anerkannte Antifaschisten überführt. Olga Sippl war bis zuletzt an der Organisation dieser Transporte beteiligt. Andreas Prandstötter berichtete über seine familiären Wurzeln in Wallern/Volary. Hier waren seine Großeltern begeistere Sozialdemokraten und siedelten bereits 1918 nach Oberösterreich über – und fanden hier eine aufstrebende Parteiorganisation, in der die Familie bis heute eingebunden ist.

Familienforschung in der Seliger-Gemeinde – eine win-win-Situation

Annette Gendler hat ihre Familiengeschichte schon in einem Buch aufgearbeitet. So kam die Seliger-Gemeinde auf sie und konnte viel Neues über die DSAP in Reichenberg/Liberec in den Anfängen der DSAP erfahren. Zwei Familienmitglieder waren 1919 bis 1921 sozialdemokratische Stadträte in Reichenberg – aber nicht in den Archiven der Seliger-Gemeinde zu finden. Dr. Thomas Oellermann konnte die Geschichte nach einigen Nachforschungen verifizieren und erklären: Der sehr linke Flügel der DSAP hatte in Reichenberg seine Heimat und nach der Abspaltung der Kommunisten in den Jahren 1920/21 folgten viele dem Ruf der Revolution und radikalisierten sich – so auch der Großvater und Großonkel von Annette Gendler. Somit traten sie in der DSAP nicht weiter in Erscheinung. „Leider ist die Quellenlage in Bezug auf die sudetendeutsche Sozialdemokratie äußerst schwierig“, so Thomas Oellermann, der aber dennoch Wege aufzeigte, die politische Arbeit der Nachfahren nachzuzeichnen.

Nach dem gegenseitigen Kennenlernen sollen in einer Fortsetzung des workshops die Möglichkeiten diskutiert werden, wie es mit den „Familien-Akten“ und deren Archivierung in Zukunft weitergehen kann.

Die Seliger-Gemeinde präsentiert die angesprochenen Familiengeschichten in einer eigenen Rubrik, die hier zu finden ist.

 

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