Demokratie braucht Demokraten – die Seliger-Gemeinde München-Dachau in der Ausstellung im Justizpalast. Die Vorsitzenden Herta Langosch-Schecker (4.v.re.) und Gerhard Barenbrügge (7.v.li.) mit der Initiatorin des Besuchs, Annette Wilkes (3.v.li) und den interessierten Mitgliedern
"Willkür im Namen des Deutschen Volkes"
Seliger-Gemeinde München-Dachau besucht die neue Dauerausstellung zur Weißen Rose im Justizpalast
Die neue Dauerausstellung "Willkür im Namen des Deutschen Volkes" zur Weißen Rose im Münchner Justizpalast führt den Besuchern die Zerstörung des Rechtsstaats durch die Nationalsozialisten vor Augen. Vor 80 Jahren führte der Volksgerichtshof im Justizpalast zwei schreckliche Schauprozesse gegen die mutigen Widerstandskämpfer der Weißen Rose – den ersten am 22. Februar, den zweiten am 19. April 1943. Die Geschwister Scholl, Christoph Probst, Alexander Schmorell, Willi Graf und Prof. Dr. Kurt Huber wurden zum Tode verurteilt. Die Nationalsozialisten haben ab 1933 den Rechtsstaat systematisch ausgehöhlt, um ihre Macht und ihre menschenverachtende Ideologie durchzusetzen und politische Gegner auszuschalten.
Die Idee, die Ausstellung zu besuchen, hatte Annette Wilkes, die die Gruppe auch durch den Justizpalast und die Ausstellung führte. Herta Langosch-Schecker freute sich als Vorsitzende über diese Initiative und die „interessante und beeindruckende Ausstellung“. „Besonders intensiv habe ich den historischen Sitzungsaal empfunden“, so Langosch-Schecker weiter. Erschreckend sei die Schnelligkeit gewesen, mit der die Nazis das Rechtssystem der Weimarer Republik zertrümmern konnten. Die aktuelle politische Situation und die Anfeindungen von rechts würden die Gefahr der Wiederholung bergen, befürchtet die Seliger-Vorsitzende. Gerhard Barenbrügge, ebenfalls Vorsitzender der Gruppe München-Dachau, freute sich über die rege Teilnahme und konnte auch den neuen Geschäftsführer der Seliger-Gemeinde, Rainer Pasta, begrüßen. Barenbrügge zeigte sich zufrieden, dass die bayerische Justiz den Mut hat, diese Ausstellung am historischen Ort und in diesem phantastischen Gebäude zu zeigen. „So stellt sich die Justiz ihrer unrühmlichen Vergangenheit, das kann man heute nicht als selbstverständlich erwarten“, so Barenbrügge mit einem Verweis auf aktuelle politische Gegebenheiten.
Die Dauerausstellung, die am 19. April 2023 eröffnet wurde, führt vom Treppenhaus zum Saal 253, dem Originalschauplatz, an dem im April 1943 der zweite Prozess gegen 14 Angeklagte der Weißen Rose stattfand. Sie informiert ausführlich über die drei Prozesse und die beteiligten Personen: die Angeklagten, die Verteidigung, die Vertreter des Volksgerichtshofs und die Vertreter der Anklage. Darüber hinaus zeigt sie wichtige Lehren für die Gegenwart auf und erklärt, wie die NS-Diktatur den demokratischen Rechtsstaat mit perfider Präzision aushöhlte. Ein weiterer Abschnitt befasst sich einerseits mit dem Wiederaufbau von Rechtsstaat und Demokratie nach 1945 und andererseits mit der mangelnden justiziellen Aufarbeitung des NS-Justizunrechts.
Die Ausstellung (Justizpalast, Prielmayerstraße 7) ist montags bis donnerstags von 9.00 bis 15.00 Uhr, freitags von 9.00 bis 14.00 Uhr für alle Besucherinnen und Besucher geöffnet.