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Deutsche gegen Hitler - Blutiger Herbst 1938
Dokumentarfilm von Stanislav Motl, 2017, 52 Min., Tschechisch mit deutschen Untertiteln – anschließende Diskussion
Der Dokumentarfilm "Die Deutschen gegen Hitler" („Němci proti Hitlerovi „) beruht auf dem Buch des bekannten Journalisten, Reporter und Schriftsteller Stanislav Motl "Der Krieg vor dem Krieg" ("Válka před válkou") und handelt von den Deutschen, die als erste gegen Hitler kämpften und die Tschechoslowakische Republik nicht verrieten. Und das in der angespannten Situation in den Grenzgebieten des kritischen Jahres 1938. Wie plötzlich, von einem Tag auf den anderen, Nachbar gegen Nachbar stand, tschechische Menschen von tschechischen Deutschen verfolgt oder sogar vertrieben und oft umgebracht wurden, schon vor Ausbruch des Krieges angegriffen. Die Vertreibung großer Massen von Tschechen, oder besser gesagt die Flucht aus ihrer Heimat, oft unter Einsatz ihres Lebens. Laut offizieller Statistik zählten diese Flüchtlinge 171.401 Menschen, darunter Tschechen, Deutsche und Juden.
Es geht um Tausende von Deutschen, die in tschechischen Grenzgebieten lebten und zur Zeit des Aufstiegs von Adolf Hitler der Tschechoslowakischen Republik die Treue hielten. Viele von ihnen standen im Jahr 1938 in tschechoslowakischen Militäruniformen an der Grenze - bereit, ihr Land zu verteidigen. Der Dokumentarfilm (der einzige seiner Art in der Tschechischen Republik) befasst sich mit der Vertreibung von Tschechen, Juden und deutschen Gegnern des Nationalsozialismus aus der Grenzregion nach dem Münchner Abkommen. Dazu gehören auch konkrete Verbrechen, die damals im tschechoslowakischen Grenzgebiet stattfanden.
Wer weiß heute zum Beispiel, dass die deutschen Gegner des Nationalsozialismus, die Hitler 1938 noch mehr hasste als die Juden, weil er seine Landsleute, die sich ihm widersetzten, für Verräter hielt, auch dann noch bedroht wurden, als sie aus dem besetzten Grenzgebiet ins tschechische Innere flohen? Bereits nach dem 30. Oktober 1938 kam es zu ersten Verhaftungen sudetendeutscher Gegner des Nationalsozialismus, vor allem unter Sozialdemokraten und Kommunisten. Etwa 15 000 Mitglieder der Sozialdemokraten werden nach und nach inhaftiert, meist in Konzentrationslagern. Wer weiß heute, dass die Führer der Zweiten Republik mehr als 10.000 deutsche Antifaschisten an Hitler ausgeliefert haben?
Das Drehbuch von Stanislav Motl ist objektiv, ohne jegliche ideologische Überlagerung. Der Film überzeugt mit großartigen, regie- (Pavel Dražan) und kameratechnisch (Lubomír Stiburek) gemeisterten Spielszenen - so zum Beispiel die Geschichte der Lehrerin Anna Jindřichová*, die im Gefängnis in Hostau/Hostouň gefoltert wurde und starb, die dramatische Begegnung der verhafteten Emma Jebautzke* mit ihrer kleinen Tochter im Prager Petschek-Palast (Gestapo-Hauptquartier) oder Tony Künzls* Erinnerung an die angespannten Momente, als tschechische Gendarmen und Soldaten ihn zusammen mit anderen deutschen antifaschistischen Flüchtlingen in vorbereitete Züge nach Eger und zurück in Hitlers Reich trieben. Der Film hat ein unglaubliches Tempo und der Zuschauer ist bis zum Schluss gespannt. Ein Dokumentarfilm voller Wendungen und überraschender Zusammenhänge, der zum Nachdenken über die Zeit und unser heutiges Verhalten anregen soll. Ob wir aus der Geschichte gelernt haben, sie verstehen und die Helden von damals wertschätzen, muss jeder für sich entscheiden.
Stanislav Motl hat diesen Film, wie viele seiner anderen Dokumentarfilme, hauptsächlich bei Vorträgen an verschiedenen Orten im Land gezeigt. Die Premiere des Films war im Mai 2017 in Nový Bor, dem Ort, aus dem die Nazi-Gegnerin Emma Jebautzká, stammt.
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*Anna Jindřichová
*Emma Jebautzke
*Tony Kuenzl