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seliger-online 09.10.2023 - Abendschule

Veröffentlicht am 23.10.2023 in Allgemein

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„Die deutsche Arbeiterbewegung in der Slowakei bis 1938“

Abendschule der Seliger-Gemeinde zu seliger-online vom 9.10.2023

 

Mit Bezug auf die seliger-online-Veranstaltung „Die Slowakei hat gewählt – was bedeutet das für Europa und was für uns?“ mit dem Politikberater Robert Žanony aus Bratislava präsentierte Dr. Thomas Oellermann in der Abendschule eine Themenbeitrag zur Geschichte der sudetendeutschen Sozialdemokratie mit Slowakei-Bezug, denn auch dort gab es Strukturen der DSAP, geringer und  mit anderer Entstehungsgeschichte.

Auf dem Gebiet der heutigen Slowakei finden sich deutsche Sozialdemokraten nach dem 1. Weltkrieg in der sogenannten deutsch-ungarische Partei der Sozialdemokratie, die als einzige politische Kraft auf ein organisatorisches Netzwerk aus der Vorkriegszeit zurückgreifen konnte. Auch sie stellte sich anfangs, wie die bürgerlichen Parteien gegen den neuen Staat. Hierbei suchten die ungarischen Sozialdemokraten aber eine Lösung innerhalb der bestehenden Staatsgrenzen, während die Konservativen das Selbstbestimmungsrecht als ein Mittel zur Loslösung betrachteten. Ganz im Einklang mit der sudetendeutschen Sozialdemokratie lehnten die ungarischen Sozialdemokraten nicht die Tschechoslowakei an sich ab, sondern deren Anspruch, ein Nationalstaat zu sein und die daraus folgenden Strukturmerkmale.

Bei den Parlamentswahlen 1920 konnte die Partei auch einige Mandate gewinnen. Mit dem Aufstieg der Kommunistischen Partei zerbricht die deutsch-ungarische Sozialdemokratische Partei und die deutschen Sozialdemokraten schlossen sich unter der Führung von August Masár (1879-1930) und Julius Hammerl der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik (DSAP) an.

Bei den Parlamentswahlen im Jahr 1925 stellten sich die linken ungarischen Wähler mehrheitlich hinter die Kommunisten, die radikalere Lösungen hinsichtlich der sozialen Fragen und der Nationalitäten versprachen. Daher erlangte die gemeinsame Liste der ungarischen Sozialdemokraten und der DSAP bei den Parlamentswahlen im Jahr 1925 in der gesamten Slowakei kaum mehr als 5000 Stimmen, womit sie endgültig gescheitert war. Der Kongress der ungarischen Sozialdemokraten, der in Nové Zámky (Érsekújvár/Neuhäusl) tagte, beschloss am 24. Oktober 1926 die Auflösung der Partei und ihre Verschmelzung mit der tschechoslowakischen Sozialdemokratie.

Dass die ungarischen Sozialdemokraten in der Slowakei nicht mehr in der Lage zu eigenständiger Meinungsbildung waren, zeigte sich auf dem ersten und einzigen gemeinsamen Kongress der tschechoslowakischen sozialdemokratischen Parteien am 28. und 29. Januar 1928 im Prager Bezirk Smíchov. Während die deutschen und polnischen Ableger der Partei hier als eigenständige Verbände auftreten konnten, stand dies den ungarischen Sozialdemokraten nicht zu. Von den 447 Delegierten waren 270 tschechoslowakischer, 194 deutscher, acht polnischer, fünf ruthenischer und nur vier ungarischer Nationalität, darunter der Vorsitzende der ungarischen Sektion, Ignác Schulcz.

Das bedeutendste Kreisorgan der DSAP in der heutigen Slowakei war in Pressburg/Pozsony oder slowakisch Prešporok/heute Bratislava, angesiedelt und auch im Umland der Industriestadt gab es eine deutschsprachige Arbeiterschaft. Hier, wie in anderen deutschsprachigen Siedlungsgebieten, waren vor allem die Vorfeld-Organisationen der DSAP stark: ATUS, Arbeiter-Radfahrer aber vor allem die Naturfreunde.

Eine der bedeutendsten Personen in diesem Zusammenhang war Heinrich Kalmár (1870-1931),

weiter zu nennen ist die Journalistin, Lyrikerin und Gründerin der Frauensektion des Arbeiterbildungsvereins „Vorwärts“ Elsa Grailich (1880 – 1969) und natürlich

Erna Haberzettl (1901-1945), die von 1917-1920 als Kindermädchen in Ungarn arbeitete und 1924 von der Partei nach Pressburg/Bratislava entsandt wurde und aufgrund ihres schriftstellerischen Talents in der Redaktion der dort erscheinenden "Volksstimme" mitarbeitete. 1944 wurde sie Krankenpflegerin im Luftwaffenlazarett in Wien, wo sie weiterhin Kontakt zum sozialdemokratischen Widerstand aufrechterhielt. Unter anderem versteckte sie Albert Exler, ein Mitglied eines im britischen Auftrag handelnden Fallschirmkommandos. Anfang März 1945 wurde dieser und sein Unterstützerkreis von der Gestapo aufgedeckt. Um ihrer bevorstehenden Verhaftung und damit verbundener Folter zu entgehen, beging Haberzettl noch im März im Wiener Türkenschanzpark Selbstmord.

 

Auch dieser Beitrag zur Abendschule mit Dr. Thomas Oellermann zum Thema „Die deutsche Arbeiterbewegung in der Slowakei bis 1938“ kann jederzeit als Podcast nachgehört werden.

 

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