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Frühjahrsseminar 2023

Veröffentlicht am 03.05.2023 in Allgemein

Das Gespräch mit Erika Kalkofen-Frahne moderierte der Journalist Ulrich Miksch

 

„Ich wollte es unbedingt wissen!“

Erika Kalkofen-Frahne aus Dortmund hat viel über ihren Großvater Franz Frank recherchiert.

Franz Frank, als Österreicher 1901 in Komotau/Böhmen geboren, deutschsprachig, wächst überwiegend in Dresden/Königreich Sachsen auf. 1919 durch den Versailler Vertrag wird er Tschechoslowake. Er engagiert sich in wechselnden Aufgaben in den folgenden Jahrzehnten für die KPD und auch KPC.

1930 siedelt er, mit seiner Frau, auf die tschechoslowakische Seite direkt an die grüne Grenze nach Biela/Bělá bei Bodenbach/Podmokly. Vor Ort in Biela und Umgebung besteht eine enge Zusammenarbeit mit der mitgliederstärkeren DSAP, den Sozialdemokraten. Franz Frank wird im Widerstand tätig. Der nur noch zum Teil ländlich geprägte Industriearbeitervorort Biela/Bělá spielte eine herausragende Rolle im antifaschistischen Widerstandskampf ab 1933. Man kannte sich - z.B. aus der Arbeit in der Gemeindevertretung.

Die illegale SAP-Grenzstelle wurde bei dem Sozialdemokraten Rudolf Umlauft, im letzten Haus am Berge (Richtung Schneeberg) in Biela eingerichtet. Jenny Klemm (später Pöppel), Walter Pöppel, Hilde Löbner und Kurt Liebermann sind dort bis 1934 wohnhaft. Diese Grenzstelle wurde 1934 aufgegeben, es wurde zu gefährlich.

Franz Frank unterstützte und beherbergte Emigranten aus Sachsen, namentlich bekannt, den KPD-Funktionär Richard Gladewitz im Jahr 1934. Gladewitz war 1934 Mitglied der illegalen Berliner Leitung der KPD und im Oktober 1935 bei der sog. Brüsseler Konferenz in Moskau vertreten. Später war er bei den Internationalen Brigaden in Spanien und auch im Untergrund in Frankreich aktiv.

Weiter fällt auf, dass Franz Frank ständig unterwegs war; insb. zwischen Biela und Dresden und auch wohl in Richtung Prag. Er war z.T. selbständig tätig als Händler.

1938 und später wurde Franz Frank wiederholt verhaftet. Als „Rundfunkverbrecher“ sind u.a. seine weiteren Stationen das KZ Börgermoor, das Zucht- und Arbeitshaus Bayreuth -von dort wurde er als Zwangsarbeiter ausgeliehen in die Rüstungsfabrik Tabel nach Creußen (Oberfranken). Er wurde noch in der letzten Einberufungswelle in das Strafbataillon 999, mit zeitweiliger Unterbrechung in das KZ Buchenwald, eingezogen. Danach kam er in Kriegsgefangenschaft in Frankreich. Er kehrte zurück nach Dresden…und verstarb 1959.

Sein Engagement beeinflusst auch das Schicksal seiner Ehefrau (+1944 in Aussig/ Ústí n.L.) und seiner Tochter Hildegard, Jg. 1930, mittels Sippenhaftung. Die Ehe wurde zwangsgeschieden. Der tatsächliche Aufenthaltsort der Tochter im Jahre Ende 1938/1939 ist bisher nicht bekannt, naheliegend wäre eine Unterbringung in einem Kinderheim zur Umerziehung. Hildegard wird 1940 in einer systemtreuen Pflegefamilie in Rosendorf/ Růžová untergebracht. Eine Adoption war beabsichtigt, erfolgte jedoch nicht.

Die „Oma“, vormals die Pflegemutter (1900 -1983) von Hildegard Frank sprach manchmal über die Heimat Rosendorf/ Růžová bei Tetschen/ Děčín und die Vertreibung im Juni 1945.

Im Juni 1945 erlauben die Pflegeeltern Hildegard zu einem Onkel (Bruder des leiblichen Vaters) nach Dresden zu gehen „Hilde du musst wissen, was du tust“. Später geht sie mit Einverständnis von Franz Frank zu ihren Pflegeeltern nach Roßlau/Elbe, dort hat sie eine Lehrstelle zur Verfügung.

Die Widersprüche fielen der erwachsenen Enkelin auf, deshalb machte sie sich vor mehr als 25 Jahren auf die weitgehend erfolgreiche Spurensuche in die Vergangenheit. Die Tabuisierung ist aus Sicht der Referentin für die Nachkommen aus damaliger Sicht bedingt verständlich, aber für die nachfolgende Generation nicht richtig.

Neben der eigenen Familiengeschichte ist Erika Kalkofen-Frahne besonders das bisher unbeachtete Schicksal der Kinder sudetendeutscher Widerständler, die man ihren leiblichen Eltern weggenommen und in eine regimetreue Pflegefamilie gesteckt hatte, wichtig. Auffällig ist auch das mindestens 77.000 Kinder, nach dem Einmarsch 1938 „zur Erholung“ ins Altreich per Reichsbahn geschickt wurden.

Zur Person: Erika Kalkofen-Frahne, geb. 1957 in Dortmund, Studium der Sozialarbeit, aktives SPD-Mitglied in Dortmund.

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