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Wenzel-Jaksch-Gedächtnispreis 2023

Veröffentlicht am 04.07.2023 in Allgemein

Übergaben auch den Brückenbauer-Preis der SPD-Fraktion an die Rektorin der Ukrainischen Freien Universität München, Prof. Dr. Maria Pryshlak (3.v.re.), Laudator Markus Rinderspacher, MdL (re), Volkmar Halbleib, MdL (4.v.re.) sowie die beiden Bundesvorsitzenden der Seliger-Gemeinde Christa Naaß (2.vre.) und Helena Päßler (4.vli.) – mit dabei einige Studenten der Ukrainischen Freien Universität - (Foto: Christine Roth)

 

Gegenüber dem Bösen können wir moralisch nicht mehr neutral sein

Erstmals erhält eine Institution den Wenzel-Jaksch-Gedächtnispreis der Seliger-Gemeinde

Mit der Verleihung des diesjährigen Wenzel-Jaksch-Gedächtnispreises ist die Botschaft verbunden: Das Eintreten für Frieden und Freiheit, für Völkerverständigung sowie für Menschen- und Minderheitenrechte. Die Seliger-Gemeinde verleiht den Wenzel-Jaksch-Gedächtnis-Preis 2023 in Anerkennung und Würdigung der besonderen Verdienste um Kultur und Wissenschaft sowie der Unterstützung von Geflüchteten an die Ukrainische Freie Universität - Український Вільний Університет in München. Als Laudator konnte Markus Rinderspacher, MdL und Vizepräsident des Bayerischen Landtags gewonnen werden.

Die Universität wurde 1919 in Wien gegründet, in Prag weiter aufgebaut und hat seit 1945 ihren Sitz in München. „Sie ist die einzige ukrainische Exiluniversität und bereits seit 1945 ein dauerhafter und stabiler Brückenschlag der Ukraine nach Bayern. Nicht nur akademisch, auch menschlich. Im Sinne bester Völkerverständigung“; so der Laudator. Die Ukrainische Freie Universität München ist zum lebendigen Zeichen der Freiheit und der Unabhängigkeit gegenüber totalitärer Ideologie, Aggression und ethnischer Unterdrückung geworden. „Gegenüber dem Bösen können wir moralisch nicht mehr neutral sein“, erklärte Rinderspacher.

Aktuell leistet die Universität ein beeindruckendes Engagement als lebendige Wissenschaftseinrichtung für die Ausbildung und Unterstützung junger ukrainischer Menschen, die Krieg und Flucht erleben müssen. Mit großem Einsatz wurden die Studienmöglichkeiten für vom russischen Angriffskrieg geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer ausgebaut, die an der Exiluniversität ihr Studium fortsetzen und erfolgreich zu Ende bringen. In beeindruckender Weise leistet die Hochschule wertvolle Unterstützung für Geflüchtete und für betroffene Kinder.

Erst Wien, dann Prag, nun München

Eine wechselvolle Geschichte prägt die 1921 gegründete Ukrainische Freie Universität: Professoren und Studierende der Kiewer Universität flohen vor dem Einmarsch der Roten Armee 1921 nach Wien und gründeten dort die UFU. In Wien fehlten aber die nötigen Kompatibilitäten. Da die neugegründete Tschechoslowakei auch die Karpato-Ukraine umfasste, gab es dort ein Interesse zur Unterstützung einer freien Universität in ukrainischer Sprache. In Prag stellte die tschechoslowakische Regierung unter Präsident Masaryk mit Hilfe der Karls-Universität geeignete Räume zur Verfügung, wodurch de UFU bereits im Herbst 1921 nach Prag übersiedeln und bis 1945 auch noch unter deutscher Verwaltung arbeiten konnte.

Beim Einmarsch der Roten Armee zur Befreiung der Tschechoslowakei ging ein Teil der UFU unter Obhut der Amerikaner nach München, wo viele Dispaced Persons – Ukrainer, die aus Angst um ihr Leben nicht in die Sowjetunion zurückwollten, in Lagern lebten und studieren wollten. Der andere Teil der sich mit der Sowjetunion zu arrangieren gedachte und zurückkehrte, wurde von den kommunistischen Machthabern getötet. Die Bibliotheken und Archive wurden zerstört und gingen verloren.

In München bekam die UfU, die erst zwei, heute die drei Fakultäten Staats- und Wirtschaftswissenschaften, Ukrainistik, Philosophische Fakultät umfasst, die Anerkennung der Bayer. Staatsregierung und das Recht zu Promotion und Habilitation. Die Ukraine erkennt seit 1992 die Diplome der UFU an.

Die Studierenden waren anfangs Emigranten oder kamen aus der Diaspora, seit den 1990er Jahren kommen sie überwiegend aus der Ukraine und lernen so freiheitliche und demokratische Werte in der Wissenschaft, aber auch in der deutschen Gesellschaft kennen.

Seit dem 24. Februar 2022 ist alles anders

Vor dem 24. Februar 2022 hatte die UFU 280 Studierende, jetzt im Wintersemester 2022/2023 studieren 472 Student*innen an der UFU.

Die Universität bietet heute zusätzliche Studienmöglichkeiten an für geflüchtete junge Menschen aus dem ukrainischen Kriegsgebiet und hybriden Unterricht für Studierende, die die Studienangeboten von der Ukraine aus wahrnehmen.

Die Wissenschaftseinrichtung unterstützt den Integrationsprozess der Studierenden aus der Ukraine. Mit einem pädagogischen und psychologischen Programm wird Müttern und Kindern bei der Verarbeitung ihrer Fluchttraumata geholfen und ein Hilfszentrum wurde eröffnet, das Flüchtlingen rechtliche Informationen sowie psychologische, soziale und arbeitsrechtliche Beratung und Unterstützung bietet. Seit Kriegsbeginn organisiert z.B. die Kanzlerin mit ihrem kleinen Team nicht nur den Lehrbetrieb, sondern versorgt Geflüchtete und koordiniert Hilfstransporte in ihre Heimat.

Die Verleihung des Wenzel-Jaksch-Gedächtnis-Preises an die Ukranische Freie Universität München entspricht den Kriterien, den Preis an Persönlichkeiten/Einrichtungen zu verleihen, die sich um besondere Verdienste um Kultur und Wissenschaft der Vertriebenen und Flüchtlinge einsetzt. „Den aktuell 480 Studierenden und 120 Dozierenden wird beim Wiederaufbau der Ukraine eine wichtige Rolle zukommen. Wir werden sie dabei unterstützen“, so Markus Rinderspacher, der mit „Slava Ukraini“ endete.

„Sie erlauben uns zu träumen!“

Die Rektorin der Ukrainischen Freien Universität München, Frau Prof. Dr. Maria Pryshlak, zeigte sich überwältigt von der Laudatio und der Preisverleihung an sich. In ihrer in Englisch gehaltenen Dankesrede sprach sie von der Hoffnung an den Glauben in die Zukunft und die Neuidentifikation ihrer Nation. Sie habe den Traum, in einer besseren Welt, in einer Welt des Friedens zu leben. Pryshlak schloss ihren Dank mit den Worten: „Sie erlauben uns zu träumen!“

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